Wölfe und Jagdhunde: Wie Jäger und Hundebesitzer sicher mit der wachsenden Wolfspopulation umgehen können
Die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland hat in den letzten Jahren viele Herausforderungen mit sich gebracht, insbesondere für Jäger und Hundebesitzer. Während sich die Wolfspopulation in Deutschland zunehmend ausbreitet, häufen sich Berichte über Begegnungen zwischen Hunden und Wölfen, die manchmal tragisch enden. Besonders in Regionen wie Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen kam es vermehrt zu Zwischenfällen, bei denen Jagdhunde von Wölfen angegriffen und getötet wurden. Diese Entwicklungen werfen die Frage auf: Wie können Jäger und Hundebesitzer in Gebieten mit hoher Wolfsdichte ihre Tiere und sich selbst schützen?
Hintergrund: Wachsende Wolfspopulation und neue Gefahren
Wölfe sind in Deutschland streng geschützt, was ihre Population in den letzten Jahren stark anwachsen ließ. Besonders in ländlichen Regionen, die von Wäldern und weitläufigen Feldern geprägt sind, häufen sich Wolfsbegegnungen. Während Wölfe von Natur aus scheu gegenüber Menschen sind, zeigt die Praxis, dass sie zunehmend die Nähe zu bewohnten Gebieten und menschlichen Aktivitäten suchen. Dies liegt unter anderem an der fehlenden Bejagung und an Wölfen, die sich an den Menschen gewöhnt haben, wie Experten feststellten.
Die Hauptsorge vieler Hundebesitzer und Jäger liegt darin, dass Wölfe Hunde als Konkurrenz oder Eindringlinge in ihr Territorium wahrnehmen. Besonders Jagdhunde sind aufgrund ihrer Aufgaben bei Drück- und Schweißjagden gefährdet, da sie sich oft weiter vom Besitzer entfernen und so leichter ins Visier eines Wolfsrudels geraten. In einigen Fällen endeten solche Begegnungen tödlich für die Hunde, wie der Vorfall im Oktober 2024 in Brandenburg zeigt, bei dem eine Jagdhündin von Wölfen getötet und verscharrt wurde.
Verhaltensregeln bei einer Wolfsbegegnung: Was tun, wenn der Wolf näher kommt?
Sich auf eine Wolfsbegegnung vorzubereiten, ist der erste Schritt, um Risiken zu minimieren. Hundebesitzer sollten sich vor allem in Wolfsgebieten darüber im Klaren sein, dass Wölfe Hunde als Bedrohung oder Konkurrenz empfinden könnten. Freilaufende Hunde stellen eine große Gefahr dar, da sie von Wölfen als Eindringlinge in deren Territorium gesehen werden.
Wenn du mit deinem Hund in einem Wolfsgebiet unterwegs bist, beachte folgende Regeln:
- Hunde immer an der Leine führen: Der sicherste Schutz für deinen Hund ist es, ihn immer eng bei dir zu halten. Freilaufende Hunde könnten vom Wolf als Beute oder Bedrohung wahrgenommen werden, was eine Eskalation der Situation begünstigt.
- Ruhig bleiben und den Hund sichern: Begegnet dir ein Wolf, halte deinen Hund ruhig an der Leine und versuche hektische Bewegungen zu vermeiden. Der Wolf könnte ein Interesse am Hund zeigen, wird jedoch in den meisten Fällen von Menschen Abstand halten.
- Langsam zurückziehen: Verlasse den Ort der Begegnung ruhig und ohne den Wolf aus den Augen zu lassen. Ein langsamer Rückzug in Richtung deines Ausgangspunktes signalisiert dem Wolf, dass keine Gefahr von dir und deinem Hund ausgeht. Wichtig ist, dem Wolf nie den Rücken zuzukehren.
- Laut und bestimmt auftreten: Sollte der Wolf sich dennoch nähern, mache dich groß, klatsche in die Hände und spreche laut. Dies kann helfen, den Wolf zu vertreiben. Wölfe sind oft neugierig, besonders Jungtiere und Hybriden, weshalb es wichtig ist, ihre Neugier mit Entschlossenheit zu begegnen.
- Gefahrenzonen meiden: Informiere dich vor dem Spaziergang über aktuelle Warnungen in Wolfsgebieten. Behörden geben oft Hinweise auf Gebiete, in denen es zu Wolfsaktivitäten kam, besonders während der Paarungszeit oder der Aufzucht von Jungtieren, in denen Wölfe besonders territorial und aggressiv werden können.
Jagdhunde und Wölfe: Ein zunehmendes Problem
Für Jäger ist die Situation besonders heikel. Jagdhunde, die zur Nachsuche oder bei Drückjagden eingesetzt werden, sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, da sie sich oft weiter vom Jäger entfernen und so leichter von Wölfen als Bedrohung wahrgenommen werden. So war es auch im Fall der Jagdhündin „Tora“, die bei einer Nachsuche in Brandenburg im Oktober 2024 von einem Wolfsrudel angegriffen und getötet wurde. Der Vorfall ereignete sich nur wenige hundert Meter von einem bewohnten Gebiet entfernt, was zeigt, dass Wölfe auch in die Nähe von menschlichen Siedlungen vordringen können.
Der Landesjagdverband Brandenburg (LJVB) fordert angesichts der steigenden Anzahl von Wolfsangriffen auf Jagdhunde eine Regulierung der Wolfspopulation. Der Verband setzt sich für die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht ein, um durch gezielte Maßnahmen die Bestände zu kontrollieren und somit den Schutz von Hunden und Menschen zu verbessern. Präsident Dr. Dirk-Henner Wellershoff betont, dass gezielte Abschüsse und eine dauerhafte Jagdzeit für Wölfe notwendig seien, um die Population zu regulieren und die Sicherheit von Jagdhunden zu gewährleisten.
Wie man sich auf Jagd und Spaziergang vorbereitet
Für Jäger und Hundebesitzer gibt es einige Maßnahmen, um die Sicherheit ihrer Hunde zu erhöhen:
- Vorsicht bei Drückjagden: Der LJVB rät Jagdhundeführern dringend, bei Drückjagden besondere Vorsicht walten zu lassen und in Regionen mit hoher Wolfsdichte auf den Einsatz von Hunden zu verzichten. In der Drückjagdsaison sollte man gut abwägen, ob die Gefahr für den Hund vertretbar ist.
- Keine Hunde bei Nachsuchen schnallen: Die Nachsuche auf verletztes Wild birgt besondere Gefahren, da Jagdhunde oft weit von ihrem Führer entfernt agieren. Der LJVB rät daher von Nachsuchen ab, bei denen Hunde nicht gesichert werden können.
- Informationen einholen: Vor jedem Jagdausflug oder Spaziergang sollte man sich über die Wolfsaktivität in der Region informieren. Die Behörden geben oft aktuelle Warnungen heraus, die ernst genommen werden sollten.
Präventive Maßnahmen: Schutz von Mensch und Hund
Nicht nur für Jäger, sondern auch für Hundebesitzer, die in Wolfsgebieten unterwegs sind, ist Prävention das A und O. Besonders in ländlichen Regionen wie Brandenburg oder Niedersachsen, in denen es zu regelmäßigen Wolfsbegegnungen kommt, gilt es, wachsam zu sein und sich an empfohlene Sicherheitsvorkehrungen zu halten.
Wichtig ist, dass Hundehalter nicht nur ihren Hund schützen, sondern auch mögliche Konfliktsituationen mit Wölfen vermeiden, indem sie präventive Maßnahmen ergreifen. Durch das Einhalten von Leinenpflichten, das Meiden von Gefahrenzonen und die Einhaltung der richtigen Verhaltensweisen kann das Risiko von Wolfsangriffen erheblich reduziert werden.
Fazit: Wolfsmanagement als Schlüsselfaktor
Die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland ist ein natürlicher Prozess, der allerdings neue Herausforderungen für Jäger und Hundebesitzer mit sich bringt. Der Schutz von Hunden, besonders Jagdhunden, muss dabei oberste Priorität haben. Während die Regulierung der Wolfspopulation ein heiß diskutiertes Thema bleibt, können Hundebesitzer und Jäger bereits mit den richtigen Vorbereitungen und Verhaltensweisen dazu beitragen, das Risiko von Wolfsangriffen zu minimieren.
Durch wachsam geplante Ausflüge, das Einhalten der Leinenpflicht und die Beachtung regionaler Warnungen kann jeder dazu beitragen, Konflikte zwischen Wolf und Hund zu verhindern. Gleichzeitig bleibt es eine Herausforderung für Politik und Jagdverbände, Lösungen zu finden, die sowohl den Schutz der Wölfe als auch die Sicherheit der Hunde und Menschen gewährleisten.